Saatgut ist Kulturgut – Züchtung biodynamischer Getreide-Sorten
Geschrieben am von AndreaAus der Warenkunde der Spielberger Mühle
Saatgut ist Kulturgut und sollte jedermann frei zugänglich sein. Seit Jahrtausenden haben die Menschen Saatgut ausgetauscht und weitergezüchtet. Erst in den letzten Jahrzehnten entwickelten wenige mächtige Konzerne Getreidesorten für die konventionelle Landwirtschaft, die maximalen Ertrag bringen und besonders gut mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern zurechtkommen.
Damit ist eine starke Abhängigkeit der Landwirtschaft von diesen Konzernen entstanden, die nicht nur die Rechte am Saatgut besitzen, sondern gleichzeitig auch an den passenden Pflanzenschutzmitteln und Düngern. Zudem setzen sie Verfahren der Gentechnik ein.
Die biodynamische Getreide-Züchtung will Unabhängigkeit von diesen Strukturen schaffen. Sie setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Bio-Landwirten eine breite Vielzahl an Getreide-Sorten zur Verfügung steht, die an die biologische Bewirtschaftung und die jeweiligen Standorte angepasst sind.
Dadurch entstehen Sorten, die an die veränderten Umweltbedingungen angepasst und damit zukunftsfähig sind.
Anforderungen im Bio-Anbau
Die Anforderungen in der biologischen und insbesondere in der biodynamischen Landwirtschaft unterscheiden sich sehr stark von denen der konventionellen Landwirtschaft.
Im Bio-Anbau werden nicht die Pflanzen gedüngt, sondern die Böden. Dazu werden ausschließlich organische Dünger wie Hofmist, Kompost und Gülle verwendet. Diese ernähren den Boden und fördern den Aufbau von fruchtbarem Humus. Die Pflanze muss sich daraus die Nährstoffe aktiv erschließen. Dadurch ist die Nährstoffzufuhr der Pflanze begrenzt. Da chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel nicht zugelassen sind, benötigt die Bio-Landwirtschaft außerdem robuste Pflanzen, die weniger anfällig sind für Pflanzenkrankheiten und Schädlinge.
Wichtige Eigenschaften der Getreide-Sorten für den Bio-Anbau sind:
- Saatgutgesundheit
- Unkrautunterdrückungsvermögen durch rasche Entwicklung der Jungpflanzen
- Ausbildung eines großen Wurzelsystems zur Wasser und Nährstoffaufnahme
- Schädlings- und Krankheitstoleranz
- Hohe Ährengesundheit
- Ausbildung guter Erträge auch bei begrenztem Nährstoffangebot
- Stabile Erträge auch bei widrigen klimatischen Bedingungen
- Optimale Verlagerung der Nährstoffe aus dem Halm ins Korn
- Gute Backeigenschaften
- Bekömmlichkeit
- Geschmack
Engagement der Züchter
Die Züchtung zukunftsfähiger gesunder Getreidesorten erfordert viel Erfahrung. Grundlage für eine erfolgreiche Züchtung für biologische Anbau-Bedingungen sind genaues Beobachten und die Ausbildung des so genannten Züchterblicks. Dabei hat der Züchter immer die Pflanze als Ganzes im Blick, er fokusiert sich nicht nur auf einzelne Eigenschaften der Pflanze.
Züchtung kann deshalb nur auf dem Feld und unter natürlichen Bedingungen stattfinden und nicht im Labor. So entstehen Pflanzen, die beste Anbaueigenschaften für den jeweiligen Standort und höchste Nahrungsmittel-Qualität in sich vereinen.
Die Entwicklung einer neuen Sorte von der ersten Kreuzung bis zur offiziellen Sortenprüfung und -zulassung dauert in der Regel zehn bis zwölf Jahre. Diese Arbeit ist teuer und wird – im Gegensatzzur konventionellen Züchtung – nicht durch den Verkauf des Saatguts amortisiert. Biodynamische Züchtung ist auf die Unterstützung von Verbänden, Initiativen, Unternehmen und Privatpersonen angewiesen.
Engagement der Spielberger Mühle
Die Spielberger Mühle möchte, dass ihre hochwertigen Demeter-Produkte von Beginn an biologisch-dynamisch sind. Aus diesem Grund begleitet und fördert der Naturkost-Hersteller die Arbeit der biodynamischen Getreide-Züchter auf vielfältige Weise.
Gemeinsam mit seinen Partner-Landwirten wählt er geeignete biodynamische Getreide-Sorten aus und wertet die Ergebnisse aus diesen Kulturen aus. Er beobachtet verschiedene Anbauversuche der Züchter und lässt die Partner-Landwirte an den Resultaten teilhaben. Nicht zuletzt unterstützt Spielberger den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft regelmäßig finanziell.